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AutorenbildHilge Kohler

Schluss mit der Kriegsrhetorik - warum wir klare Worte brauchen


Die ”Neue Normalität” ist in aller Munde. Sie verdrängt das verbale Säbelrasseln der letzten Wochen. Das ist gut. Denn Die Kriegsrhetorik der letzten Wochen hat mich mächtig gestört.

“Wir bewegen uns in eine neue Normalität”, sagte Vizekanzler Olaf Scholz auf der Pressekonferenz zur Lockerung der Corona-Maßnahmen nach Ostern. Ein kleiner Satz, eingestreut zwischen Fakten und Appellen von Kanzlerin und Landeschefs zum Umgang mit Covid-19 und dessen Folgen. Überhört wurde der Satz offenbar nicht. Denn seitdem sprechen immer mehr Politiker und Journalisten von der “neuen Normalität”, die es nun zu gestalten gelte.

Das ist gut. Jetzt können wir die Kriegsrhetorik zurück in die Mottenkiste stecken. Und das Säbelrasseln beenden, das tobt, seit die Krise uns in Europa umtreibt.

Was war da los auf der öffentlichen Bühne? Frankreichs Präsident Macron wähnte sein Land “im Krieg”. Bundesbankchef Jens Weidmann skizzierte die “erste Verteidigungslinie” der europäischen Geldpolitik. Der Virologe Alexander Kekulé sprach vom “Aufrüsten beim Testen”. Im heute journal warnte ein Nachrichtensprecher: “Die Einschläge kommen näher”.

Ja, sind wir denn im Krieg? Vereint mit Mundschutz gegen den unsichtbaren Feind? Stets auf der Hut vor Überläufern, die vom Virus schon ergriffen sind? Am verräterischen Husten werden wir sie erkennen?

Nein. Das Säbelrasseln bringt uns nicht voran. Falsche Metaphern leiten uns in die Irre, simple Bilder blenden Fakten aus. Schnell verselbständigen sich die schiefen Sprachbilder und nehmen Antworten vorweg, noch bevor alle Fragen gestellt sind. Tatsächlich ging es nie darum, einen Krieg zu gewinnen. Sondern mit einem neuen Virus zu leben, auch wenn das Veränderungen von uns fordert. Somit gibt es auch kein “Zurück zur Normalität”.

Deshalb ist gut, dass nun Schluss ist mit dem Säbelrasseln. Statt Kriegsrhetorik brauchen wir klare Worte. Dann finden wir auch den Weg in die neue Normalität.


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