Seit Ende 2024 können wir in ChatGPT Projekte anlegen. Ich habe es ausprobiert und mir eine Meinung gebildet. Kurz gesagt: Die Projekte sind eine ziemlich praktische Ergänzung - wenn wir sie richtig einsetzen. Wofür ich ein ChatGPT Projekt nutzen wollte und was ich dabei gelernt habe: Darum geht es in diesem Beitrag.
Wie lege ich ein Projekt in ChatGPT an?
So lege ich ein Projekt in ChatGPT an: In der linken Menüleiste klicke ich auf den Punkt „Projekte“. Im Chatfenster öffnet sich die Eingabemaske. Ich gebe dem Projekt einen Namen und lade Dokumente hoch, mit denen ich in dem Projekt arbeiten will. Dann formuliere eine Instruktion an ChatGPT, was getan werden soll. Danach speichere ich das Projekt. Nun erscheint es in meiner Menüleiste links unter dem Header “Projekte”.
Das Erstellen eines Projekts ist einfach und im Handumdrehen erledigt. Es geht deutlich schneller, als einen neuen GPT zu erstellen. Das liegt vor allem daran, dass ich weniger Optionen habe und nicht die GPT-Umgebung aufrufen muss.
Wie setze ich Projekte ein?
Mein erstes Projekt habe ich für einen Anwendungsfall aus der Hochschullehre gebaut. Eine typische Situation: Ich habe Unterlagen, mit denen die Studierenden arbeiten sollen, um eine konkrete Fragestellung zu lösen. Ich habe also eine Wissensbasis und einen Anwendungsfall. In dem Projekt bitte ich ChatGPT, den Anwendungsfall mithilfe der Wissensbasis zu lösen.
In meinem Beispiel soll die Publikation von wissenschaftlichen Studien in gängigen Medien geplant werden. Dafür wenden wir zwei Instrumente der Wissenschaftskommunikation an: NAWIK Pfeil und Kleeblatt. Die Lehrinhalte über die beiden Instrumente lade ich in die Wissensbasis hoch. In den Instruktionen fordere ich ChatGPT auf, Publikationen von Studien anhand des NAWIK-Pfeils zu planen. In der Planung sollen die fünf Elemente des Pfeils skizziert werden.

Jetzt kann ich dem ChatGPT Projekt eine beliebige Studie geben und sagen: “Plane eine Veröffentlichung". Das System erstellt mir prompt eine Planung anhand der Elemente des NAWIK Pfeils. Damit simuliere ich, wie Studierende diese Aufgabe lösen könnten, zum Beispiel in einer Prüfungssituation.

Wie gut lässt sich das ChatGPT Projekt nutzen?
Die Antworten von ChatGPT fallen in meinem Projekt recht allgemein aus - und genau das ist gewollt. Mein Ziel ist es nicht, mir oder den Studierenden das Denken zu ersparen. Ich möchte vielmehr Beispiele erstellen, mit denen wir den Umgang mit der Methode gezielt trainieren können.
Für diesen Zweck funktioniert das Projekt sehr gut. Die Studierenden müssen die Studien auf jeden Fall selbst lesen. Und sie müssen beurteilen können, ob das Ergebnis von ChatGPT sinnvoll ist oder nicht. Wenn sie das tun, können sie schnell zu einem brauchbaren Ergebnis gelangen. Allerdings setzt das voraus, dass sie wissen, wie ein gutes Ergebnis aussehen sollte und wie sie es erreichen. Ein Vergleich, der hoffentlich nicht hinkt: Wenn ich den Rechenweg nicht kenne, kann ich auch nicht beurteilen, ob das Ergebnis korrekt ist.
Der Nutzen meines ChatGPT Projekt liegt darin, dass ich schnell Beispiele erzeugen kann, an denen die Studierenden im Seminar arbeiten können. Im nächsten Schritt würde ich das Projekt gern den Studierenden zur Verfügung stellen, damit sie selbst trainieren und sich auf Prüfungen vorbereiten können. Wir würden klären, worum es geht und was ihre Rolle ist. Klar muss natürlich auch sein, dass in einer Prüfungssituation keine KI benutzt wird. Wenn all das gegeben ist, wäre das Projekt für die Studierenden eine nützliche Hilfe zur Vorbereitung und zum eigenständigen Lernen.
Was ist der Unterschied zwischen Projekten und GPTs?
Und hier liegt der Unterschied zwischen einem Projekt und einem eigenen GPT. Den GPT könnte ich gezielt teilen. Ich könnte den Studierenden den Link zur Verfügung stellen, damit sie ihn in einem bestimmten Zeitraum – z. B. während des Seminars oder zur Nachbereitung – zum Üben nutzen können. Mit dem Projekt geht das nicht, da ich ein Projekt nicht teilen kann.
Ein weiterer Unterschied, der eher lästig als schwerwiegend ist: Das Projekt kann Audiofiles nicht eigenständig interpretieren. Ich muss also erst ein Transkript erstellen, das ich dann hochlade. Ansonsten sehe ich für meinen Einsatz keine großen Unterschiede.
Und was ist mit Projekten bei Claude?
Projekte kennen wir bereits von Claude. Dort sind sie schon länger verfügbar. Mir scheinen sie recht vergleichbar mit den ChatGPT Projekten. Bis auf einen kleinen Aspekt: Ein Projekt in Claude kann ich nicht löschen. Einmal angelegt, bleibt es bestehen. Ich kann alle Inhalte löschen und das Projekt umbenennen. Aber um es zu entfernen, müsste ich den Support anschreiben. Vielleicht ist das nicht wichtig, aber es hat mich irritiert.
Ansonsten finde ich Projekte in ChatGPT und Claude vergleichbar. Ob ich ein Projekt in ChatGPT oder Claude anlege, würde ich davon abhängig machen, mit welchem System ich lieber arbeiten. will. Und das ist für mich von Fall zu Fall verschieden. Dazu schreibe ich demnächst etwas. Zu der Frage, wofür ich ChatGPT vorziehe und wofür Claude - und wofür ich Gemini von Google nutze.
Mein Fazit
Die ChatGPT Projekte scheinen mir geeignet für einfache Alltagsaufgaben und alles, was ich nicht öffentlich stellen will oder muss. Sie wirken für mich wie die kleinen Geschwister der GPTs. Ihr Hauptvorteil liegt darin, dass sie leicht zugänglich und schnell eingerichtet sind.
Und nun: Ausprobieren!
Wie immer ist es das Beste, selbst zu probieren, wie Sie mit KI arbeiten möchten. Dabei wünsche ich viel Spaß und Erfolg. Und wenn Sie Lust haben, Ihre Erfahrung zu teilen, freue ich mich über eine Kommentar auf meinen Beitrag.
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